Wahre Freundschaft

Freundschaft ist an sich ein sehr kompliziertes Thema. Jeder hat seine eigene Betrachtungsweise was dieses Thema angeht, je nach Erfahrungen, Charakter z.B.
Es ist aber auch ein Thema das mich persönlich mit der Zeit immer mehr faszinieren kann.
Ich bin mit meiner allerbesten Freundin aufgewachsen. Von drei Monate bis etwa vier Jahre alt. Danach fing die Fernbeziehung an. Um ehrlich zu sein, kann ich mich nicht erinnern wie es damals genau war, aber wir waren uns noch nicht bewusst was für eine unzertrennliche Verbindung zwischen uns gewachsen war. Jedenfalls hielt uns die Fernbeziehung nicht auf, uns zu sehen. Wir wohnten auch nicht unfassbar weit voneinander weg sondern 45min mit dem Auto, was aber trotzdem eine lange Strecke war.
Sogar als ich in Paris weggezogen war, zweieinhalb Jahre lang, trafen wir uns immer in den Ferien, weil ich mit meiner Familie dann immer wieder in unserem alten Haus in die Schweiz zurückkam. Als ich aber definitiv zurückkehrte, hier in der vierten Klasse mit gerade neun Jahren, hatte sich alles verändert. Es gab ungewollt und unbemerkt einen Kontaktbruch zwischen uns. Der Grund weshalb, ist mir bis jetzt noch unbekannt. Damals war Freundschaft noch nicht ein Thema über welches ich mir viele Gedanken machte und damit auch nicht gut verschiedene freundschaftliche Beziehungen voneinander halten konnte. Immer wieder enttäuschten mich die Kollegen die damals eine Rolle in meinem Leben spielten. Ich war sehr zurückhaltend und konnte früher wie jetzt, eine Person sehr schnell in mein Herz schliessen. So verlief mein Leben auf die Freundschaft bezogen, drei Jahre lang. Ich war glücklich aber es fehlte was Wichtiges in meinem Leben das ich nicht genau identifizieren konnte. Egal wenn in den drei Jahren, wenn ich gefragt wurde, wer meine beste Freundin sei, war immer von meiner allerbesten Freundin die Rede, obwohl unsere Freundschaft damals den kompletten Durchbruch erlebt hatte.
Kurz nach meinem zwölften Geburtstag und somit auch kurz bevor meinem ersten Jahr in die Sekundarschule in den Sommerferien, trafen wir uns wieder dank unseren Müttern. Nicht einmal zehn Minuten brauchten wir uns zu sehen, um die drei Jahren die wir uns nicht gesehen hatten, zu vergessen. Wir sahen auch genauso aus wie uns die Andere uns vorgestellt hat. Ich bin mir sicher wie hätten uns erkannt, wenn wir uns per Zufall wieder entgegnet wären.
Jetzt ist es zwei Jahre her, aber scheint eine Ewigkeit her zu sein und ich könnte mir mein Leben ohne sie gar nicht vorstellen. Endlich sich bewusst zu sein was wahre Freundschaft ist, hat mir so viel gebracht. Es hat auch eine glückliche Grundlage in mir aufgebaut. Eine Person zu haben mit der man sich kein einziges Thema vorstellen könnte über welches man nicht reden könnte und die immer für einen da ist und für welche man immer da ist, ist meiner Meinung nach wundervoll.
Es sind auf jedenfall aber nicht immer nur eine Freundschaft wichtig, das ist klar, aber es ist unbeschreiblich toll eine Person zu haben die alle möglichen schönen Aspekten einer Frendschaft alleine erfüllen kann.
Ich habe auch andere Freundschaften die mir am Herz liegen und die weiss ich auch zu schätzen. Andere Freundschaften können auch wichtig sein. Jede Freundschaft ist einzigartig.
Meine allerbeste Freundin hat es auch geschafft mir die Augen vor der vielfältigen Welt aufzumachen. Ich bin immer noch zurückhaltend aber nicht auf die gleiche Art wie früher.
Ich finde man sollte mit den Leuten sein, die Einen glücklich machen und nicht die, die uns in der Schule zum Beispiel einen „coolen“ Ruf verpassen. Beides gleichzeitig geht aber schon auch.
Viele Menschen können mich glücklich machen, einfach jeder auf einer anderen Weise, aber es gibt fast immer eine Person bei allen, die es am allerbesten machen kann, sei es die Mutter, der Vater, ein Geschwister, der/die Freund/in usw. oder eben der/die allerbeste Freund/in.
Ich habe mit der Zeit auch realisiert, dass viele Menschen der perfekten und wie für „sie bestimmte“ Freundschaft noch nicht entgegnet sind, auch wenn sie das Gegenteil zu beweisen versuchen. Man hört viel von nicht mehr aktuelle beste Freunde und lustigerweise, merkt man erst wenn man für sich selbst weiss was echte beste Freunde sind, welche Freundschaften doch nicht so wertvoll waren wie wir dachten. Meine Mutter zum Beispiel sagt unsere Freundschaft wäre nur wegen unserer Vergangenheit so stark und ich hätte bei egal welcher Person so eine entwickeln können, was sehr zum Misfallen meiner eigenen Einstellung kam. Wer eine ähnliche Erfahrung wie meine schlecht beschriebene erlebt hat, würde wissen dass sich eine Freundschaft in egal welches Alter aufbaut und nie aufhören sollte sich mit der Zeit zu verstärken, auch wenn es nicht so aussieht als wäre das überhaupt möglich. Unsere Freundschaft war von einem Jahr, sogar noch vor sechs Monaten, lange nicht so wertvoll wie jetzt.
Wir wohnen immer noch genauso weit voneinander weg und haben sehr viel Arbeit und wenig Zeit auf beide Seiten, aber wir telefonieren sehr viel. Es ist toll stundenlang mit ihr zu telefonieren, obwohl ich eigentlich nicht ein Fan von telefonieren bin.
Das Schwierige ist aber, dass sie seit April dieses Jahr in einem Rollstuhl sitzen muss wegen ihrer Muskelerkrankung. Letztes Jahr ging sie noch mit mir an einem Selbstverteidigungskurz bei welchem sie noch rennen, schlagen usw konnte. Trotzdem kann sie noch sehr gut schwimmen. Das Gehen ist bei ihr jetzt fast nicht mehr möglich. Sie findet aber mega lustig, dass ich zuhause im Haus einen Lift habe was wohl Schicksaal sein muss sagt sie, weil sie wahrscheinlich sonst nie mehr hätte zu mir kommen können. Die meisten in ihrer Klasse haben sie deswegen auch ein wenig bis komplett in den Stich gelassen, weil es leider tatsächlich so ist, dass viele Leute einen Rollstuhl mit einem schlechten behinderten Ruf verbinden, obwohl sie zum Beispiel, eine der wetvollsten Persönlichkeiten hat. Sie hat sich auch kein bisschen verändert obwohl wie ihr euch denken könnt ihr Leben vor ein paar Monaten auf den Kopf gestellt wurde. Auch wenn ich sie sehe, vergesse ich praktisch komplett dass sie im Rollstuhl ist weil sie einfach so positiv eingestellt ist. Meiner Meinung nach ist es wichtig, eine Person nicht wegen solch einen Blödsinn im Stich zu lassen. Das sage ich wegen der Klasse, weil sie könnte ihre zwei Beine und Arme verlieren und der Kopf noch dazu, ich würde trotzdem immer an ihrer Seite stehen. Egal was passiert, eine allerbeste Freundin ist für die Andere da. Man freut sich für die andere Person und beneidet sie nicht. Meine allerbeste Freundin ist die Person die mich motiviert glücklich zu sein egal was passiert.
Es gibt unzählige verschiedene Freundschaften und ich finde allgemein das ganze Konzept von Freundschaften so toll.
Jede Person hat seine eigene Vorstellung von wahrer Freundschaft. Bei mir ist eine die für die Ewigkeit halten kann.

A true friend is one soul in two bodies.

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  1. Das sind wiederum sehr genaue Gedanken über ein philosophisches Thema. Bei der Aussage, Menschen hätten eine Person, mit der eine ganz tiefe Freundschaft möglich ist, würde ich Ihnen widersprechen: Ich denke eher, dass es gewisse Bedingungen gibt, die eine Freundschaft ermöglichen (gute Umstände, viel Zeit miteinander, passende Persönlichkeiten), dass es darüber hinaus aber von beiden Seiten auch viel Arbeit braucht, um die Freundschaft zu stützen.

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